KREATIVE WASSER- UND ABWASSERBRANCHE
Trinkwassergewinnung und Abwasserbehandlung sowie die dazugehörigen Transport-, Management- und Überwachungsaufgaben zählen zu den zentralen Ausstellungsthemen der weltweit führenden Umwelttechnologiemesse IFAT. Vom 5. bis 9. Mai 2014 wird die Branche auf dem Münchner Messegelände erneut zeigen, dass bei allen Teilaspekten der Wasser- und Abwasserwirtschaft noch immer Raum für Innovationen ist.
Wie der Wasserkreislauf selbst so ist auch die Wasser- und Abwasserbranche in ständiger Bewegung. Innovative Produkte ersetzen Vorgängerlösungen, während sich Firmen und Märkte in neuen Konstellationen ordnen. Beispielsweise hat Siemens im November letzten Jahres seine Geschäftseinheit »Water Technologies«, die Systeme zur Behandlung von Wasser und Abwasser entwickelt und vermarktet hatte, verkauft. Die internationale Umwelttechnologiemesse IFAT ist für den Weltkonzern die Gelegenheit dem Markt zu zeigen, dass sich Siemens im Wassergeschäft jetzt auf Automatisierungs-, Steuerungs- und Antriebslösungen für Industrie und Kommunen konzentriert. Auf der Messe präsentiert Siemens unter anderem die modulare Wasser-Managementsoftware Siwa. Mit ihr lässt sich die Betriebsführung in komplexen Wasser- und Abwassernetzen computergestützt simulieren und optimieren. Mit dem Modul »Leak« können nach Firmenangaben außerdem Leckagen in Wassertransportsystemen er- migen Siebtrommel einen großen Durchsatz bei hoher Abscheideleistung. Ebenfalls neu im Rotamat- Segment ist die Feinstsiebanlage RoMem Liquid. Aufgrund ihrer großen Siebfläche können mit ihr Algen, Trübstoffe und Flaare energiesparend aus dem Abwasserstrom entfernt werden. Zudem steigert RoMem Liquid laut den Huber-Experten die Betriebsstabilität von Membranbelebungsanlagen.
Heizen und Kühlen
Eine praktische Möglichkeit, regenerative Energien intelligent einzusetzen, ist die Nutzung von Abwasser zum Heizen und Kühlen. In diesem Bereich überzeugen der leistungsstarke und selbstreinigende Abwasserwärmetauscher RoWin sowie der Kanalwärmetauscher Tube Win von Huber SE. Anhand diverser Projektbeispiele wird deutlich, welch enormes Potenzial dieses Verfahren im Hinblick auf Green Buildings in sich birgt.
Aussteller aus dem Bereich Kanalsanierung werden auf der IFAT 2014 in den Hallen B4 und B5 sowie auf einem Teil des Freigeländes auf insgesamt 20.000 m2 einen umfassenden Marktüberblick über die neuesten Injektions-,Reling-,Einzieh,-und Beschichtungsverfahren der Kanalsanierung geben.
Nach Angaben des statistischen Bundesamtes hat das Kanalnetz in Deutschland derzeit eine Länge von fast 562.000 Kilometern. Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) geht davon aus, dass rund 20 Prozent aller Abwasserkanalhaltungen hierzulande schadhaft sind.
Vor der Vergabe von Sanierungsaufträgen prüfen Auftraggeber und Netzbetreiber die Eignung der Bieter. Eine zwischen Auftraggebern, Ingenieurbüros und Auftragnehmern abgestimmte Grundlage zur Bewertung der fachtechnischen Eignung ist die Gütesicherung Kanalbau RAL-GZ 961. Unternehmen mit Gütezeichen Kanalbau haben für bestimmte Ausführungsbereiche nachgewiesen, dass sie technisch leistungsfähig, erfahren und zuverlässig sind. Dipl.-Ing. Hans-Christian Möser vom Güteschutz Kanalbau e.V. hierzu: »Fast alle Finnen, die in Deutschland in der Sanierung von Abwasserkanälen tätig sind, führen das entsprechende Gütezeichen Kanalbau. Die Anzahl der pro Sanierungsverfahren verliehenen Gütezeichen spiegelt die Marktverhältnisse wider. Demnach sind die Schlauchlining-Verfahren nach wie vor dominierend.«
Nach den Beobachtungen von Möser erscheinen die Sanierungssysteme so ausgereift dass Weiterentwicklungen hauptsächlich in Details stattfinden. Ähnlich sehe es auch bei der Kanalinspektion aus. Als Beispiel nennt der Prüfingenieur neue, hochauflösende Kameras, die sich besonders für den Einsatz in Großprofilen eignen. Auch bei der Untersuchung der Grundstücksentwässerungsleitungen gehe es voran. »Durch weitere Miniaturisierung stehen bogengängige, abbiegefähige Kameras mit Dreh-/Schwenkkopf zur Verfügung. Die Weiterentwicklung der 3D-Vermessungssysteme ermöglicht eine weitgehend automatisierte Erstellung von Bestandsplänen, bei der alle relevanten Daten während der Inspektion vom System erfasst und ausgewertet werden,« schildert Möser.
Mit einem umfangreichen Programm präsentiert sich die DWA. Unter dem Motto »Think Green – Think Future« bündelt die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall erstmals einen Teil ihres Messeangebots in Halle B 0. Dort wird das Technisch-wissenschaftliche Forum mit zwei Vortragsbereichen angeboten, zudem der Marktplatz der Universitäten, das IFAT JOBCENTER, das Young Water Professionals’ Programme und die Young Professionals’ Lounge.
Der Tag der Kommunen, der von der DWA in Zusammenarbeit mit den kommunalen Spitzenverbänden organisiert wird, beschäftigt sich mit dem Thema »Hochwasservorsorge - eine Gemeinschaftsaufgabe«. Die Veranstaltung blickt auf das Hochwasser von 2013 und geht der Frage nach, welche Ereignisse einmalig waren und welche auch künftig zu erwarten sind.
Die Umsetzung der Beschlüsse der Sonderumweltministerkonferenz zum Hochwasserschutz vom Herbst 2013 aus Perspektive des Bundes und der Länder ist ein weiteres Thema. Aus kommunaler Sicht wird beleuchtet, was integrierter Hochwasserschutz für eine Stadt bedeutet, wie Hochwasser- und Katastrophenschutz besser koordiniert werden können und welche Positionen die kommunalen Spitzenverbände zur Hochwasservorsorge in der Fläche vertreten.
Unter dem Leitsatz : »Aus der Forschung in die Praxis« diskutieren beim fünften »Innovationsforum Wasserwirtschaft« Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Kommunen aktuelle wasserwirtschaftliche Forschungsschwerpunkte und ihre Umsetzung in die Praxis. Zu den zentralen Themen gehören der energieeffiziente und ressourcenschonende Umgang mit Wasser, die Auswirkungen des Klimawandels und die Folgen für die Wasserwirtschaft sowie Verfahrenstechniken der Abwasserreinigung unter verschiedenen klimatischen Bedingungen. Der Einsatz von Geoinformationssystemen in der Wasserwirtschaft wird ebenfalls beleuchtet. Wie mit Hilfe der sogenannten Risikokommunikation die Bevölkerung für Gefahren - zum Beispiel durch Schadstoffe und Krankheitserreger im Wasser oder auch durch Hochwasserrisiken - sensibilisiert und letztlich auch eine Verhaltensänderung herbeigeführt werden kann, ist ein weiteres Thema des Innovationsforums.
Das Innovationsforum Wasserwirtschaft wird von der DWA in Kooperation mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) organisiert. Ziel der Veranstaltung ist es, den Austausch zwischen Forschung und Praxis zu fördern.