AUSGABE 2/2022 Abwasser – Wärmequelle und Warnsignal

Editorial Liebe Kunden, liebe Partner,
ob wir es für die Körperpflege oder für das Zubereiten von Speisen und Getränken nutzen – Wasser ist die Grundlage unseres Lebens. Doch wie wichtig es auch ist, als Abwasser verschwindet es schnell aus unserem Bewusstsein. Zu Unrecht. Schließlich verbergen sich in der Kanalisation große Potenziale: Abwasser kann beispielsweise nicht nur zum Nachweisen von Viren und Schadstoffen dienen, vielmehr lässt es sich für die Wärmerückgewinnung einsetzen.
Steht die Entsorgung im Fokus, wird auf die Expertise unserer Branche gebaut. Relevante Lösungen sollen nämlich nicht nur ökologischen und technischen Anforderungen gerecht werden, sie müssen auch in Zukunft technisch einwandfrei funktionieren und den Gesetzen und Normen entsprechen. Welche Methoden und Produkte für eine wirtschaftliche Kanalsanierung zum Einsatz kommen oder welche Verfahren sich hinter der energetischen Nutzung des Abwassers verbergen, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der HTI PERSPEKTIV.
Darüber hinaus erfahren Sie in unseren Projektberichten, wie sich Bauvorhaben auf engstem Raum bewerkstelligen lassen, was es beim Erschließen eines Gewerbegebiets zu beachten gibt, wie Entwässerungsrinnen vor Verunreinigungen schützen oder welche Lösungen sich für die Bewässerung eines Weinbergs besonders eignen. Natürlich verraten wir Ihnen auch, was Sie vom Messe-Comeback der HTI GIENGER KG auf der diesjährigen IFAT erwarten dürfen, wie der Girls'Day in unserer HTI-GRUPPE gelaufen ist und sprechen eine Podcast-Empfehlung aus.
Viel Spaß beim Lesen und Entdecken.
Ihr Horst Collin
Waschen, wischen, wegspülen: Wasser bestimmt unseren Alltag, doch nach der Nutzung verschwindet es meist so schnell aus unserem Bewusstsein wie im Abfluss. Dabei schlummern in der Kanalisation große Potenziale – wie die Wärmerückgewinnung aus Abwasser, die einen bedeutenden Teil zur Energiewende beitragen kann. Zudem rücken Analyseverfahren immer stärker in den Fokus, mit denen sich Viren und Schadstoffe im Abwasser nachweisen lassen. Außerdem im Infokasten: Methoden und Produkte für eine wirtschaftliche Kanalsanierung.
Rund 10 Milliarden Kubikmeter Abwasser fallen jährlich laut dem Statistischen Bundesamt allein in Deutschland an. Das Volumen entspricht mehr als einem Fünftel der kompletten Füllmenge des Bodensees – es verteilt sich auf häusliches und betriebliches Schmutzwasser (ca. 5 Mrd. m3), Niederschlagswasser (ca. 2,5 Mrd. m3) und Fremdwasser (ca. 2,2 Mrd. m3). Rein rechnerisch können somit knapp 259 Liter pro Einwohner und Tag der Erzeugung von Raumwärme und Trinkwarmwasser dienen, wobei die energetische Nutzung auf drei Arten erfolgen kann:
- vor der Kläranlage im Abwasserkanal
- in der Kläranlage
- nach der Kläranlage durch die Nutzung des gereinigten Wassers
Da sich Kläranlagen häufig mit Abstand zu Siedlungen befinden, also oft keine unmittelbaren Wärmeabnehmer vorhanden sind, ist der erste Weg besonders vielversprechend.
Abwasser energetisch nutzen
Anders als die Umgebungsluft, bleibt kommunales Abwasser ganzjährig konstant auf einem relativ hohen Temperaturniveau: Selbst während der Heizperiode liegt dieses zwischen 10 °C und 15 °C. Daraus lässt sich vor allem mit Kanalwärmetauschern Profit schlagen.
Auf dem Kanalboden installiert, bestehen standardisierte Kanalwärmetauscher aus wärmeleitfähigen Materialien – zumeist Edelstahl – und integrierten Wasserkreisläufen (reines Wasser), die als Zwischenmedium dienen. Fließt Abwasser darüber, erwärmt sich das vergleichsweise kältere Wasser im Kreislauf, und es kann anschließend für die Gebäudeerwärmung genutzt werden. Praxisbeispiele zeigen, dass Wärmepumpen schon aus ein bis zwei Grad Wärme, die Wärmetauscher dem Abwasser entziehen, Nutztemperaturen von rund 50 °C erzeugen können. Im Sommer lässt sich das Prinzip umkehren. Das vergleichsweise kalte Abwasser kann dann der Gebäudeklimatisierung dienen: so wie im Bürohaus in der ehemaligen »Galeria-Kaufhof«-Filiale in Berlin, dessen Wärme- und Kühlbedarf etwa zur Hälfte mittels eines 200 Meter langen Wärmetauschers im nebenliegenden Abwasserkanal gedeckt wird.
Alternativ können in manchen Fällen Bypasswärmetauscher sinnvoll sein. Bei diesem Verfahren wird Abwasser aus der Kanalisation abgezweigt und mittels Platten- oder Doppelrohrwärmetauschern energetisch nutzbar gemacht. Bypasswärmetauscher ermöglichen eine große Flexibilität in der Anwendung und bieten sich vor allem dort an, wo Kanäle nicht über die nötige Nennweite für Kanalwärmetauscher verfügen. Allerdings sind sie mit höheren Investitionskosten verbunden.
Baustein für die Wärmewende
Eine Studie, die das Bundesumweltministerium beim Institut für Energie und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) in Auftrag gegeben hat, kommt zu dem Schluss, dass »Energie aus Abwasser – je nach Einbindung – bis zu rund 5 % des gesamten Nutzwärmeverbrauchs decken könnte«. Großes wirtschaftliches Potenzial bestehe vor allem in dicht besiedelten Gebieten, wo das Abwasseraufkommen und die Wärmebedarfsdichte besonders hoch sind. Die Abwassernutzung kann zu einem wichtigen Baustein für die Energiewende werden.
Potenziale fördern
Ob sich die theoretischen Einschätzungen in die Praxis überführen lassen, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Hilfreich sind digitale Karten von Kanalnetzen, die es bislang nicht immer gibt, oder eine Ausweitung öffentlicher Förderungen von Anlagen zur Wärmerückgewinnung. Sinnvoll wäre es ebenso, bereits bestehende Fördermöglichkeiten wie das KfW-Programm »IKK – Energetische Stadtsanierung – Quartiersversorgung (201)« noch stärker in den Fokus von Entscheidern zu rücken.
Eine öffentliche Bewusstseinsbildung ist auch nötig, um weitere Potenziale aus unserem Abwasser zu heben. Das gilt insbesondere für das Abwassermonitoring: Denn bereits heute sind viele nützliche Aussagen und Prognosen über gesellschaftliches Verhalten oder bevorstehende Pandemien möglich. Großen Chancen stehen jedoch große Herausforderungen gegenüber: allen voran die vielerorts sanierungsbedürften Kanalnetze. Beide Aspekte beleuchten wir in der Folge genauer.
Titelstory: Abwasser – Wärmequelle und Warnsignal Nützliche Links
Wärmepumpe Regional: Wärmepumpen-Beispiele aus allen deutschen Städten
IKT: Wärmetauscher im Kanal – Möglichkeiten, Kosten und Nutzen
THIS: Kanalbau in offener Bauweise – Verdichtungsprüfungen, Teil 1
THIS: Kanalbau in offener Bauweise – Verdichtungsprüfungen, Teil 2
Zu Gast auf der IFAT – gemeinsam mit dem DWA präsentiert sich die HTI GIENGER KG vom 30. Mai bis zum 03. Juni 2022 in der Halle B2 auf dem Messestand 127/226.
Schwerpunkt der Weltleitmesse für Wasser, Abwasser, Abfall und Rohstoffwirtschaft ist die Zukunft des Wassers: Themen wie die Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz, nachhaltige Städte und Gemeinden sowie intelligente Antriebe und Null-Emissionen bilden das Rahmenprogramm. Klassische Vorträge werden durch Live-Demonstrationen sowie eine Start-up Area für Innovationen aus dem Umweltsektor ergänzt.
Mit der HTI DigitalBox stellt der bayerische Fachgroßhandel ein innovatives Highlight vor: Speziell für die jeweilige Branche konzipiert, stehen in den einzelnen Boxen wie KommunalBox, TiefbauBox, GaLaBauBox und ErdwärmeBox genau die smarten Tools zur Verfügung, die die eigenen Betriebsabläufe optimieren, vereinfachen und die Digitalisierung voranbringen.

Katrin Bacher (HTI GIENGER KG) zu Gast beim BIRCO Podcast »Bautalk« mit Michael Neukirchen. Hören Sie rein!
Wie verändert sich der Tiefbaumarkt? Welche Chancen sieht die HTI-GRUPPE in der Digitalisierung? Und mit welchem versteckten Potenzial kann die Bauwirtschaft Frauen überzeugen? Im Podcast »Bautalk« der BIRCO GmbH stand Katrin Bacher, Leitung der Verkaufsförderung der HTI GIENGER KG, Moderator und Host Michael Neukirchen Rede und Antwort.
Den »Bautalk« finden Sie auf allen gängigen Streaming-Plattformen und auf der BIRCO GmbH Webseite: https://lnkd.in/eJpca7g
Bild: Katrin Bacher und Michael Neukirchen

Nachhaltigkeit in der HTI-GRUPPE
Ob Trinkwasser- und Abwasserbereich, im Tiefbau, in der Heiz- und Lüftungstechnik oder bei Pumpen und PV-Anlagen – die HTI GIENGER KG bietet ihren Kunden seit vielen Jahren energieeffiziente und ressourcenschonende Lösungen. Der Fachgroßhandel unternimmt auch selbst einiges, um einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft zu leisten. Für emissionsfreie Auslieferungen in Innenstädten setzt die HTI GIENGER KG beispielsweise auf e-Lastenräder der CityLog GmbH, unterstützt regionale Aktionen zum Schutz des Trinkwassers und des Waldes oder rüstete bereits viele eigene Lagerhallen mit PV-Anlagen aus. Auch in Zukunft möchte der Fachgroßhandel weitere Schritte unternehmen, um aktiv umweltbewusstes und nachhaltiges Handeln zu fördern.
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