Nachhaltige Baustoffe im Tiefbau Ausgabe 3/2023
Editorial Liebe Kunden, liebe Partner,
es ist an der Zeit, das Bauwesen nachhaltiger zu gestalten. Denn Umweltschutz und Ressourceneffizient spielen eine immer größere Rolle. Warum besonders unsere Branche gefragt ist und wie nachhaltige Lösungen schon heute erfolgreich zum Einsatz kommen, lesen Sie im Titelthema Nachhaltige Baustoffe im Tiefbau. Sie erfahren, was nachhaltige Baustoffe und Verfahren auszeichnet und welche Vorteile das Cradle to Cradle Prinzip bietet.
Darüber hinaus können Sie sich über allerlei Projektberichte aus den verschiedenen HTI-Häusern freuen. Im Ahrtal z. B. steht nach der Jahrhundertflut im Jahr 2021 heute noch alles im Zeichen des Wiederaufbaus. In diesem Zuge soll in der Region das größte Grüngasnetz Deutschlands entstehen. Für das Projekt fungiert die HTI COLLIN & SCHULTEN KG als einer der Hauptlieferanten. Zudem lud die HTI CORDES & GRAEFE KG Anfang Juni zur zweijährlich stattfindenden HTI Aktuell ein. Lesen Sie, welche Themen die Branche auf der Messe bewegten.
In der HTI PERSPEKTIV erhalten Sie einen Einblick in die Welt unseres Fachgroßhandels.
Ihr Horst Collin – verantwortlich für die HTI-GRUPPE
In einer Welt, in der Nachhaltigkeit, Umweltschutz und effiziente Ressourcennutzung eine immer größere Rolle einnehmen, ist es an der Zeit, auch den Bausektor nachhaltiger aufzustellen. Ein großes Vorhaben für alle Beteiligten. Wer solch eine Herausforderung jedoch als Chance begreift, kann vor allem langfristig davon profitieren. Denn besonders im Tiefbau spielt der Einsatz nachhaltiger Baustoffe eine entscheidende Rolle bei der Schaffung einer zukunftsfähigen Infrastruktur. Um die Zukunft nachhaltig zu gestalten, ist der Tiefbau als eine der entscheidend beteiligten Branchen gleich doppelt gefragt.
Verantwortung übernehmen
Auf der einen Seite muss der Tiefbau den stetig wachsenden Bedarf an neuen Bauvorhaben und Infrastrukturprojekten decken, auf der anderen Seite muss er seinen ökologischen Fußabdruck minimieren. Herkömmliche Baustoffe sowie Bauverfahren sorgen in der Regel für hohe CO2-Emissionen. Laut Zahlen von »World Green Building Council« ist die Baubranche z. B. weltweit für 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Das Umweltbundesamt gibt zudem an, dass die Branche in Deutschland für über die Hälfte der jährlichen Abfallmenge sorgt. Ein großes Problem der Branche sind die »grauen Emissionen«. Hierunter fallen Emission, die sowohl bei der Herstellung von Baumaterialien als auch beim Bau an sich entstehen. Zudem belastet der Abbau knapper Ressourcen die Umwelt. Richtigerweise setzen immer mehr Unternehmen dort auf umweltfreundlichere Alternativen, wo es möglich ist.
Nachhaltig (um)denken
Unter nachhaltigen Baustoffen und Verfahren verstehen Experten umweltfreundlichere Alternativen im Vergleich zu den konventionellen Lösungen. Konkret bedeutet das: Im Idealfall stammen die Materialien aus der Region, überzeugen mit einer langen Haltbarkeit und können – wenn nötig – beim Rückbau wiederverwendet werden. Dass die Branche schon jetzt auf entsprechende Alternativen setzt und sich aktiv für mehr Nachhaltigkeit einsetzt, verdeutlicht etwa der Blick in die Niederlande. Bereits 2018 installierten die Gemeinde Zwolle und die Provinz Overijssel die sogenannte »PlasticRoad«. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Materialien wurde für den insgesamt 30 Meter langen Radweg recycelter Kunststoff eingesetzt. Erdacht wurde das Konzept bereits 2015 vom niederländischen Straßenbauunternehmen KWS, eine Tochtergesellschaft von Royal Volker Wessels. Für die Umsetzung ging das Unternehmen 2016 eine Partnerschaft mit Total und Wavin ein. Das Trio nutzte für einen nachhaltigen Straßenbau die Vorteile recycelten Kunststoffs. Während der »Hohlraum« als Regenwasserspeicher für Starkregenereignisse dient, sind die vorgefertigten Elemente nicht nur schneller und einfacher zu verlegen, sondern lassen sich auch effizient transportieren.
Sich der Bedeutung nachhaltiger Baustoffe bewusst, verfolgt die Forschung den wissenschaftlichen Weg, um den »grauen Emissionen« Einhalt zu gebieten. Beispielsweise arbeitet ein Schweizer Forschungsteam an einem Zement, der aus Magnesiumcarbonaten statt aus dem üblichen Kalkstein besteht. Mit CO2 und Wasser zu Zement verarbeitet, bindet die Kalkstein-Variante mehr Kohlendioxid als sie freisetzt.
Den Rückbau schon in der Planung berücksichtigen
Zur Erreichung der Klimaziele und zur Gestaltung einer nachhaltigen Tiefbaubranche verfolgen immer mehr Unternehmen das Designprinzip Cradle to Cradle (engl. »Von Wiege zu Wiege«). Der deutsche Chemiker Michael Braungart und der US-amerikanische Arcihtekt William MCcDonough entwarfen Ende der 1990er-Jahre das Prinzip. Bei C2C wird es angestrebt, den Ressourcenverbrauch und das zukünftige Abfallaufkommen im Idealfall ganz zu reduzieren. Entsprechend dieser ganzheitlichen Sichtweise, dass in jedem Ende auch ein Anfang steckt, werden Baustoffe mit Nährstoffen gleichgesetzt, die in die Biosphäre bzw. in technische Kreisläufe zurückgeführt werden können. Um dies zu erreichen, müssen Produkte bzw. die verwendeten Materialien entweder vollständig ökologisch abbaubar sein – wie etwa Holz –, oder sie müssen als Bauteile wiederverwertbar sein. Darüber hinaus sollen sie mit Langlebigkeit, Robustheit und Schadstofffreiheit überzeugen, um den hohen Qualitätsansprüchen zu genügen.
Titelstory: Nachhaltige Baustoffe im Tiefbau Nützliche Links
- Baunetz Wissen: Auswahl der Baustoffe
- Cradle to Cradle NGO
- Focus: Wie wird Beton klimaneutral?
- Wavin: PlasticRoad
- Viega World: Anspruch an Nachhaltigkeit und Digitalisierung
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